„Happy Schools – Positive Psychology“
Mitte Juli durfte ich im Rahmen des Erasmus+-Vertrag unserer Schule an einer besonderen Lehrer:innenfortbildung in Nizza teilnehmen. Der Kurs „Happy Schools – Positive Psychology“ stellte eine ganz zentrale Frage in den Mittelpunkt: Wie kann Schule ein Ort des Wohlbefindens, der Freude und der inneren Stärke sein – für Kinder, aber auch für Lehrende?
Schon der Begriff „Happiness“ im Schulthema – in der Institution Schule, die so oft von Leistungsdruck, Stofffülle und knappen Ressourcen geprägt ist. Doch genau hier setzt die Positive Psychologie an: Sie versteht „Glück“ nicht als ständiges Lächeln oder oberflächliche Fröhlichkeit und Spaß, sondern als die Fähigkeit, die eigenen Stärken zu erkennen, Sinn zu erleben, mit anderen in Verbindung zu stehen, sich selbst zu reflektieren – und auch in schwierigen Momenten Wege zu finden, gut mit sich selbst und der Welt umzugehen.
Wir sprachen viel darüber, wie man eine positive Schulkultur fördern kann: durch Achtsamkeit im Alltag, durch gegenseitige Wertschätzung, durch die bewusste Wahrnehmung von kleinen Fortschritten. Es geht darum, Lernräume zu schaffen, in denen sich Schüler:innen sicher fühlen, neugierig bleiben dürfen und sich selbst entdecken können – jenseits von Notendruck und Vergleich. Kinder sollten dazu ermutigt werden, kognitive Lernstrategien zu nutzen, die sie zum kritischen Denken, Reflektieren, Kreativsein und zum Herstellen von sinnvollen Zusammenhängen anregen – statt z.B. nur auswendig zu lernen.
Besonders berührt haben mich die Gespräche über den Umgang mit Herausforderungen – wie wichtig es ist, nicht nur auf Defizite zu schauen, sondern das zu betonen, was gelingt. Was läuft gut? Wofür bin ich dankbar? Was tut mir gut? Diese Fragen sind keine Zeitverschwendung, sondern der Boden für Resilienz, Lernfreude und emotionale Stärke – sowohl bei Jugendlichen als auch bei uns Lehrpersonen.
Ich erinnere mich gerne an die lebendigen Austausche mit Kolleg:innen aus Spanien, Griechenland, Bulgarien und Deutschland. Jede:r brachte eigene Erfahrungen mit, aber uns verband ein gemeinsames Ziel: Schule menschlicher, lebendiger und gesünder zu gestalten. Bei der Präsentation unserer Schule, der Mittelschule Frohnleiten, war die Begeisterung der anderen Teilnehmer:innen spürbar. Viele wollten mehr über unsere Projekte wissen – und ich spürte, wie viel Potenzial und Herzblut in unserer Arbeit steckt. Ein paar meiner spanischen Kollegen sind an einem Job Shadowing Besuch im Jänner oder Februar 2026 an unserer Schule aber auch der VS Frohnleiten interessiert.
Ich merke bereits jetzt, wie ich manche Impulse in den Unterricht einfließen lasse: mehr Raum für Reflexion, mehr Gespräche auf Augenhöhe, mehr Blick für das, was gut läuft. Und auch im Kollegium, bei Besprechungen oder in kleinen Gesten, wird der Geist dieser Fortbildung spürbar.
Auch außerhalb des Seminarraums wurde die Woche zur Quelle der Inspiration. Nizza, diese farbenfrohe Stadt zwischen Himmel und Meer, öffnete Herz und Sinne. Ich schlenderte durch verwinkelte Altstadtgassen, sog das Licht, die Farben, die Düfte in mich auf. Das tiefe Blau des Meeres, Lichtstimmungen, das Ockergelb der Hausfassaden, die Belle Epoque, die sich in floralen Mustern und Häusern wiederfindet, das Treiben der Menschen – Inspirationen für Augen und Geist. Die Kunst und Kultur war allgegenwärtig – in Museen, auf Märkten, beim Essen, auf Wänden, in Gesprächen. Auf Spuren von Chagall, Rodin und Matisse.
Nach der Erasmus+ Fortbildung reiste ich weiter zu Orten, die ebenfalls Künstler:innen und Denker:innen inspiriert haben: Vallauris mit seiner Keramiktradition rund um Picasso, Antibes beim Jazzfestival, das elegante Monaco, das lebendige, aber sehr alte und vielfältige Marseille. In Avignon stand ich vor den Mauern der alten Papststadt inmitten eines Theaterfestivals – und konnte nicht anders, als vor der berühmten Brücke „Pont Saint-Bénézet“ das Lied „Sur le pont d’Avignon“ zu singen. Ein fast kindlicher Moment voller Leichtigkeit – aber auch einer, der mich daran erinnerte, wie wichtig es ist, sich das Staunen, das Spielerische und das Emotionale im Alltag zu bewahren, in Arles folgte ich Van Goghs Spuren und konnte die Lebendigkeit des Ortes zwischen Amphietheatre, Fotobiennale und Cafès wahrnehmen, in Aix-en-Provence besuchte ich Cézannes Atelier – kein Wunder, dass die vielen Künstler Licht, Farben, Landschaften, Emotionen und Lebensart festhielten.
All diese Eindrücke begleiten mich noch immer – und sie haben Spuren in mir hinterlassen.
Diese Reise nach Südfrankreich hat mich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich bereichert. Vielleicht ist das, was ich mitnehme, am besten so zu beschreiben: Eine Schule, in der sich alle gesehen, gehört und wertgeschätzt fühlen, ist kein Idealbild – sondern eine reale Möglichkeit, vieles wird bereits an der Mittelschule Frohnleiten gelebt. Dennoch braucht es immer wieder einen Perspektivenwechsel und ein Reflektieren, um wieder gewachsen mit neuen Inputs ins neue Schuljahr zu starten.

